Quelle: Rheinische Post // Redakteur: Klaus Nikolei // April 2020
Vor rund sechs Wochen haben die Geschwister Katharina und Christopher Klump, die das Landhotel Voshövel in Schermbeck-Weselerwald als Juniorchefs leiten, kurzfristig einen Termin abgesagt. Bei dem wollten sie offiziell ihre Planung für den Neubau einer unterkellerten Festhalle, die Erweiterung des Restaurantbereichs und die Erneuerung des Frühstücksbuffets vorstellen. Doch dann kam die Corona-Krise – und die Projektpräsentation wurde kurzfristig abgesagt.
Am Dienstag nun baten die Geschwister Klump erneut zum Gespräch – und verkündeten das Aus für das 7,7 Millionen Euro teure Projekt, das normalerweise im Sommer 2021 hätte abgeschlossen sein können. „Die Zeichen sind aktuell nicht so, dass wir so ein Invest stemmen könnten“, bedauert Christopher Klump. Denn was ihn und seine Schwester und natürlich auch alle anderen Gastronomie- und Hotelleriebetriebe fehlt, ist ein Hinweis der Politik, wann in Zeiten der Corona-Pandemie wieder Gäste in den Unternehmen willkommen sein werden. Die Hoffnung, dass bei den Gesprächen der Bundeskanzlerin mit den Ministerpräsidenten am Donnerstag ein Zeichen der Hoffnung ausgesendet wird, hat die Hotelierfamilie Klump nicht.
Ist das Projekt damit komplett beerdigt? „Nein“, sagt Christopher Klump. „Das Unternehmen muss und wird sich in den nächsten Jahren weiterentwickeln. Wir brauchen die Unterkellerung auf jeden Fall.“ Aus diesem Grunde werden die Pläne zunächst einmal nur auf Eis gelegt. „Sobald wir wissen, wie und wann es weitergeht, werden wir sofort die Pläne aus der Schublade holen, diese womöglich modifizieren und dann die weiteren nötigen Schritte einleiten“, sagt Katharina Klump. Es gebe da zahlreiche Gedankenspiele.
Aktuell hat das Unternehmen noch genügend Rücklagen, um die schwierige Zeit zu überstehen. Die nächsten drei Monate seien gesichert, heißt es. Auch wenn man seit Mitte März keine Einnahmen mehr habe. Was aber passiert im Sommer, wenn das Haus wegen Corona noch immer keine Gäste beherbergen darf? „Vielleicht müssen wir dann Kredite aufnehmen“, sagt Christopher Klump. Die Betriebsschließungsversicherung, die eigentlich den Umsatzausfall hätte erstatten sollen, zahle nicht, bedauert er. „Die wollen, wie fast überall in Deutschland, nur 15 Prozent anbieten. Das ist nicht zu akzeptieren.“
Besonders große Sorgen machen sich die Klumps um die 100 festangestellten Mitarbeiter und die 21 Lehrlinge. Die Festangestellten befinden sich in Kurzarbeit, ihnen fehlen Trinkgelder und Schichtzulagen. Einige arbeiten nebenbei beim Kartoffelpflanzen (RP berichtete), andere im Logistikbereich eines Fahrradhändlers, wieder andere bei einem Paketdienst. Die Unternehmen haben den Kontakt mit dem Landhotel gesucht und um Leihmitarbeiter gebeten. „Ich bin froh, dass einige unserer Mitarbeiter nun abzugsfrei bis zu ihrem normalen Nettolohn hinzuverdienen können“, sagt Katharina Klump.
Auch wenn das Hotel für Gäste geschlossen ist und auch allen 45 Paaren, die im Mai in der Standesamt-Außenstelle „Confideum“ heiraten wollten, eine Absage erteilen musste, herrscht trotzdem reichlich Leben im Voshövel. Denn einige Mitarbeiter sind für potenzielle Gäste tagsüber telefonisch erreichbar. Außerdem müssen die Außenanlagen gepflegt und alle zwei Tage die Wasserhähne in den Zimmern betätigt werden, um einer Legionellenbildung vorzubeugen.
Für gut 15 Personen, darunter viele Lehrlinge, wird täglich in der Hotelküche gekocht. Apropos Lehrlinge: Die werden ab Mai ebenfalls in die Kurzarbeit geschickt. Von der Arbeitsagentur bekämen sie 60 Prozent des letzten Nettolohns. „Das wäre viel zu wenig. Wir haben uns entschlossen, den Betrag auf 100 Prozent aufzustocken“, sagt Katharina Klump.
Bei einem Rundgang durch das Hotel zeigt sich, dass die Zeit der Zwangspause für nötige Umbau- und Verschönerungsarbeiten genutzt wurde und wird. Unter anderem sind die Umkleideräume für die Mitarbeiter komplett erneuert worden. Sie erinnern an die Hotelzimmer: Spinde aus dunklem Holz, eine Fototapete im Palmen-Design, barrierefreie Dusche, große Spiegel. Gegenüber befindet sich die neue Lüftungsanlage der Küche. Kostenpunkt: 600.000 Euro. „Dafür gab es ein paar Fördermittel“, bemerkt Christopher Klump. Dass er bei all den vielen Schwierigkeiten noch immer gute Laune hat, begründet er so: „Wir müssen das Beste aus der Situation machen. Außerdem ist es eine sehr spannende Zeit.“
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