Nein, ich meine diese kurzfristigen, guten Vorsätze, die scheinbar realistischen. Die mit der zumindest theoretischen Chance auf Umsetzung. Zum Beispiel, wenn ich sage: „Heute abend esse ich mal kein Fleisch, sondern einen schönen, gesunden, frischen Salatteller!“ Und Mineralwasser statt Bier oder Wein.
Nun blättere ich durch die Speisekarte. Und die liest sich wie ein französisches Gedicht. Oder zumindest, wie ich mir französische Gedichte vorstelle. Die Versprechungen der Küche ziehen an meinem inneren Auge vorbei: Crepinette von der Taube. Rotweinjus. Knusprige Bratkartoffeln. Orecciette Arrabiata. Das klingt wiederum nach italienischer Oper. Immerhin mit Rucola-Salat. Und schon – Sie ahnen es bereits – entscheide ich mich um. Heute abend schon wieder. Hmmh! Aber jetzt werden Sie mich möglicherweise für schwach halten. Ich weiß, was Sie meinen.
Christopher Klump sieht das jedoch völlig anders. „Blödsinn!“, sagt er. „Das ist Spontanität. Flexibilität. Offensein für die Gegenwart, das Leben. Wer A sagt, muss nicht B sagen, wenn er erkannt hat, dass A falsch war. Sagt Brecht.“ Sagt Christopher. Soll ich ihm glauben? Oder sagt er das, weil seine Speisekarte hier gut wegkommt? Ich weiß es nicht.
Eins ist allerdings sicher: Auch wenn ich diesen Text hier mal aus Spaß geschrieben habe, wird er auf keinen Fall im „Landboten“ veröffentlicht. Das habe ich ihm unmissverständlich klar gemacht. „Wenn du nicht willst – natürlich nicht!“, beruhigt mich Christopher.
Dann spricht er von mediteraner Lebensfreude und bestellt einen Le Ciel Rouge Cuvée. Puh, der ist wirklich rot – und wirklich himmlisch! Anschließend noch
einen Chateau Beau Site. („Den musst du unbedingt probieren!“) Zum Schluss noch ein klitzekleines Gläschen Barolo aus dem Piemont von Giovanni Rosso.
Das war ein wirklich schöner Abend. Punkt. Und ich bin nicht willensschwach. Ach, denken Sie doch, was Sie wollen!
Peter Kaprolat // ein guter Freund des Hauses
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